Buch-Rezension: John Green "Paper Towns"

12 Februar 2015

Hallo ihr Lieben,

heute folgt eine Rezension zu John Greens "Paper Towns", das ich euch bereits kurz in meinem "English Book Haul" vorgestellt habe. 
Dies ist meine erste Rezension in dieser Form - ich hoffe, ihr seid gnädig mit mir. Ich war es mit John Green leider nicht...  Euch erwartet ein langer, emotionaler Post - ich habe euch hiermit gewarnt ;)
 
Hintergrund
Den Leseratten unter euch ist der Name John Green sicher nicht unbekannt. Besonders im letzten Jahr gab es einen riesen Hype um die Verfilmung seines Buches "The Fault in our stars" (dt.: "Das Schicksal ist ein mieser Verräter"), das von kaum einem englischen Book-Tube-Kanal wegzudenken war. Bewusst habe ich mich gegen dieses Hype-Buch entschieden, vor allem weil es durch seine Omnipräsenz seinen Reiz für mich verloren hatte. Zum anderen schien mir der Plot zu schwer (Liebe unter Teenagern in Kombination mit Krebs...?). "Paper Towns" fiel mir dann in einer Buchhandlung in die Hände, ohne dass ich aktiv nach diesem Autor gesucht hätte.


Meine Bewertung:


 
Autor: John Green
Titel: Paper Towns (engl.)
Verlag: Bloomsbury
1. VÖ: 16.10.2008
Seiten: 320
ISBN: 978-1-4088-4818-0

 


Worum geht's?
Die beliebte Highschool-Schülerin Margo steht eines Abends vor dem Fenster ihres Mitschülers und Nachbarn Quentin, zu dem sie bisher eher wenig Kontakt hatte. Sie überredet ihn auf einen Rache-Feldzug an einigen ihrer Freunde mitzukommen. Am nächsten Morgen ist sie von zu Hause weggelaufen, wie sie es schon so oft vorher getan hatte. Während sich die Leute aus ihrem Umfeld eher genervt von diesem Verhalten zeigen, spürt Quentin, dass diesmal etwas anders ist und begibt sich auf die Suche nach Hinweisen zu ihrem Aufenthaltsort, die sie für gewöhnlich jedes Mal hinterlässt.
Neben dem Roman an sich gibt es im Anhang noch 27 "Discussion questions" im Stile von Interpretationsfragen für den Deutsch- bzw. Englischunterricht. Ich muss sagen, dass ich mir diese bewusst nicht angesehen habe, um meine ungetrübte Meinung über das Buch wiedergeben zu können. Vermutlich hätte es bedeutet, dass ich das Buch noch mal gezielter hätte lesen müssten und das wollte ich dann doch nicht... 
 
Meine Meinung:
Ihr merkt vielleicht, so ganz begeistert war ich nicht. Aber fangen wir von vorne an: Das Buch ist in drei Teile geteilt. Der erste Teil mit dem Titel "The Strings" beschreibt die Freundschaft von Margo und Quentin und endet mit dem mitternächtlichen Rachefeldzug der beiden (S. 9 bis 82). Der zweite Teil ("The Grass", S. 83-240) beschreibt die Suche von Quentin  und einigen Freunden nach Hinweisen zum Verschwinden von Margo. Hier passiert bis Seite 200 nichts auf der Oberfläche - meiner Meinung nach also sehr langatmig. Der dritte Teil ("The Vessel", S. 241-305) beschreibt die über 20-stündige Fahrt von Quentin und einer Hand voll Freunden zu Margos Versteck (diese ist sogar sehr kurzatmig und damit gelungen) bis die Gruppe Margo schließlich findet.
Der Schluss-Dialog zwischen Margo und Quentin gibt dem Buch meiner Meinung nach den Todesstoß. Dazu muss ich leider weit ausholen: Hat man es bis hier hin geschafft, sollte man eigentlich belohnt werden mit einer Auflösung, etwas Erschütterlichem, irgendeinem Twist, einer neuen Dimension - einem Mehrwert in irgendeiner Form. In "Paper Towns" gibt es meiner Meinung nach nichts davon. Mit der Holzhammer-Methode erklärt die Hauptfigur Margo ihrem Freund Quentin (aka dem Leser), als dieser sie endlich in einem abgelegenen Schuppen gefunden hat, die Motive zu ihrem Verschwinden. Die Stationen ihrer Reise und die gelegten Spuren kennen wir als Leser aber in allen Einzelheiten bereits durch Quentin und so verliert sich ihr Monolog in unzähligen und ausführlichen Wiederholungen.
Was will der Autor damit? Es bleibt für mich im Moment nur ein Schluss: Zeigen, wie (vermeintlich großartig) vielschichtig der Plot gestrickt ist. Der Monolog von Margo scheint als eine Art Rechtfertigung für die Qualität des Buches selbst zu fungieren und soll damit schaffen, was das Buch auf den 300 vorhergehenden Seiten nicht konnte. Und das wirkt alles andere als sympathisch. Es verstecken sich interessante Gedanken in der Schlusspassage, keine Frage, aber in dieser Form passt das definitiv nicht in den Roman.

Zu meiner Verteidigung: Ich habe wirklich Seite um Seite bis zum Schluss gehofft, dass "es" jetzt gleich kommt, "die" Wendung - aber nichts. Vielleicht funktioniert das Buch mit seinen Walt-Whitman-Anspielungen in den USA. Mir zumindest ist der Subtext des Buches verborgen geblieben.
Zwei gute Stellen gab es meiner Meinung nach dennoch im Buch: Als Quentin und Margo als 9-Jährige die Leiche eines Selbstmörders finden, der sich in einem Wald erhängt hat (die Erschütterung angesichts dieses Ereignisses war gut greifbar). Auch der zweite "Schockmoment", als Quentin Margo endlich findet (mit kurzen Haaren, geistesabwesend in einer alten Scheune an einem Schreibtisch sitzend), wirkt nach.

In Summe hat es das Buch aber nicht geschafft, Emotion zu erzeugen. Dabei hat es durchaus Potenzial! Was ist mit diesem zentralen und so existenziellen Gefühl des Verlorenseins? Wo bleibt Quentins Gefühlswelt als Ergänzung zu derjenigen von Margo? Was ist wirklich mit dem Mann passiert, den sie als Kinder im Wald erhängt gefunden haben? Darauf wird nicht noch einmal näher eingegangen, obwohl dieses Ereignis die beiden vom Highschool-Status so unterschiedlichen 18-Jährigen (Beauty-Queen vs. Nerd)  innerlich unwiderruflich zusammengeschweißt hat.
 
Fazit:
Insgesamt kaum Handlung, wenig Innenleben der Figuren beschrieben, keine Entwicklung der Charaktere, austauschbare Protagonisten, unzählige Wiederholungen (X Mal geht Quentin in Margos erstes Versteck und X Mal liest Quentin ein von ihr verstecktes Gedicht - und kommt doch kaum zu neuen Erkenntnissen).
Darum vergebe ich 2 von 5 Sternen: Einen Stern für die Bereicherung, dass ich jetzt weiß, was hinter dem Begriff "paper towns" steckt. Je einen halben Stern für das Cover und die Ahnung, was der Autor uns hat vermitteln wollen. Leider.
Darum vergebe ich nur zwei von fünf Sternen. 



★☆

 Wie findet ihr das Buch?
Wie hat euch meine erste Rezension gefallen?
Was hat euch gefehlt?
 
Ich freue mich über eure Eindrücke zu diesem Roman oder zu anderen Büchern von John Green!

Alles Liebe,
Eure Katharina 

2 Kommentare:

  1. Danke für eure ehrliche, interessante und gut geschriebene Review! :)

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    1. Vielen lieben Dank! Es freut mich wirklich sehr, dass dir die Review gefallen hat - auch oder gerade weil sie versucht sich dem Hype von einer anderen Seite zu nähern. ;)

      Liebe Grüße!
      Katharina

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